Schwere Zeiten
Die Krankenpflegeschule im Zweiten Weltkrieg
1938 – 1945
Mit dem „Anschluss“ an das Deutsche Reich im Jahr 1938 wird auch in Innsbruck die Krankenpflegeausbildung dem NS-Reichsgesetz unterstellt. Dies bringt auch für die städtische Krankenpflegeschule im Vinzenzheim grundlegende Veränderungen mit sich.
Als man die Krankenpflege in Tirol im Dezember 1938 der deutschen Krankenpflegegesetzgebung unterstellt, wird die Aufgabe der Ausbildung an die NS-Schwesternschaft übertragen. Außerhalb des Vinzenzheimes wird eine staatliche Schwesternschule unter Leitung der NS-Schwesternschaft errichtet. Die Aufnahmebestimmungen werden hinsichtlich der Familienhistorie und der politischen Gesinnung verschärft und die Unterrichtsschwerpunkte durch Fächer wie Weltanschauung erweitert.
Erschwerungen für die geistliche Krankenpflege
Die geistliche Krankenpflege und die geistlich geführte Krankenpflegeschule werden durch die nationalsozialistische Rechstgebung stark eingeschränkt: Gemäß der neuen Krankenpflegegesetzgebung müssen sich 24 bereits im Dienst stehende geistliche Krankenpflegerinnen vom Orden der Kreuzschwestern und der Barmherzigen Schwestern im Juni 1939 einem 29-tägigen Nachschulungskurs unterziehen und eine zusätzliche Abschlussprüfung ablegen, um ihren Dienst weiter ausüben zu dürfen. Die geistlich geführte Krankenpflegeschule im Vinzenzheim besteht vorerst zwar weiter, darf aber ab 1938 keine Diplome mehr ausstellen. Die Absolventinnen erhalten lediglich eine Berufsbescheinigung und damit eine Erlaubnis zur berufsmäßigen Ausübung der Krankenpflege.
Verbot der Nachschulungskurse im Vinzenzheim
Im Nachschulungskurs von 1939 ist es noch 14 angehenden Krankenpflegerinnen mit mehrjähriger Praxis erlaubt, die Ausbildung zu absolvieren, darunter acht Ordensschwestern, drei Ordenskandidatinnen, zwei Mitglieder des Krankenfürsorgevereins und eine weltliche Schülerin. Ihr Ausbildungslehrgang soll der letzte in dieser Form sein: Nachdem der Kurs im Dezember 1940 endet, verbietet Gauleiter Franz Hofer weitere Nachschulungskurse, verweist die Barmherzigen Schwestern aus ihrem Schwesternheim und löst die Krankenpflegeschule im Vinzenzheim auf. Die deutsche Wehrmacht beansprucht das Gebäude als Verwaltungszentrale der Reservelazarette und Wohnort für Rot-Kreuz-Schwestern und Sanitätssoldaten.
Die Krankenpflegeausbildung im Zweiten Weltkrieg
Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wird die Ausbildungsdauer wegen des erhöhten Personalbedarfs von zwei Jahren auf ein halbes Jahr verkürzt. Aufgrund des voraussichtlichen baldigen Fronteinsatzes besteht an der staatlichen NS-Schwesternschule jedoch geringes Interesse an einer Ausbildung in allgemeiner Krankenpflege. Aufgrund der mangelnden Anmeldungen wird 1943 wegen der dadurch frei gewordenen Internatsbetten ein Lehrgang für Säuglingspflegerinnen eröffnet. Bis zu ihrer Schließung im Mai 1945 bildet die staatliche Krankenpflegeschule der NS-Schwesternschaft insgesamt 176 Schwestern aus.
Was geschieht mit der Krankenpflegeschule im Vinzenzheim nach Ende des Zweiten Weltkrieges?
Lesen Sie mehr darüber im nächsten Kapitel „Die Wiedereröffnung“.